11. Mai 1805. Es ist Nacht. Friedrich Schillers Leichnam wird im Kassengewölbe des Weimarer Friedhofs beigesetzt. Es findet, so war es der Wunsch des Verstorbenen, keine Zeremonie statt.

Einundzwanzig Jahre später dringt Carl Leberecht Schwabe, Bürgermeister von Weimar, mit einigen Gehilfen erneut in das Gewölbe ein, wo zahlreiche Leichname ungeordnet durcheinander liegen.  Die Männer suchen nach den Gebeinen des großen Volksdichters. Im Zwielicht der Gruft erkennt Schwabe sofort den Schädel des Meisters: es ist der größte und imposanteste von allen.

In der Großherzoglichen Bibliothek wird das Kranium als Reliquie verehrt. Der Hofstaat schart sich ehrfürchtig um den Schrein, den eine Büste des Dichters zu Lebzeiten krönt. Allein Johann Wolfgang von Goethe, enger Freund und Schaffensgenosse Schillers, bleibt dem Trubel fern.

Im Geheimen lässt der Altmeister der Deutschen Klassik den Schädel in sein Haus bringen, wo er mit dem Überrest seines Freundes einige Monate in Zweisamkeit zubringt. Unter den nach wie vor vorhandenen freundschaftlichen Zuneigung regen sich ganz andere Gefühle, die beiden zuvor kaum bekannt waren.

Und schließlich ist Goethe nicht der einzige, dem am Schädel des Freundes gelegen ist. Dr. Franz Joseph Gall sammelt Überreste von Genies, um an diesen seine Lehre von der Ausprägung der Charakterzüge in der Schädelform zu demonstrieren. Und im Jahr 2008 findet eine Gruppe von Forschenden anhand modernster Methoden heraus, dass der Schädel Friedrich Schillers entwendet und durch eine raffinierte Kopie ersetzt worden ist.

Ein Wiedersehen nach dem Tode wird zum schmerzhaften Erwachen aus der Selbstgefälligkeit.

 
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