Der Fürstengruftschädel

Schillers Leichnam wurde im Landschaftskassengeoölbe auf dem Jakobsfriedhof in Weimar beigesetzt. Als Kronprinz Ludwig von Bayern 1814 den Wunsch geäußert haben soll, den Sarg Schillers zu sehen, wurde ihm bereits mitgeteilt, dass dieser unter den in der Gruft befindlichen Bestattungen nicht mehr ausgemacht werden konnte. Dieses lag wohl an der hoffnungslosen Überbelegung der Begräbnisstelle, die dem Adel und Beamten vorbehalten war (geplante Kapazität: 21 Särge; tatsächliche Belegung: 53 Särge zur Zeit der Beisetzung Schillers).

Nachdem sich Charlotte Schiller entschlossen hatte die Überreste ihres Mannes in ein Einzelgrab überführen zu lassen, wurde unter der Leitung von Carl Leberecht Schwabe das Kassengewölbe geöffnet, um den Leichnam zu entnehmen. Da Särge und Beschriftung vergangen waren, kam es zu einer tagelangen Untersuchung der verschiedenen Gebeine, in deren Anschluss  Schwabe zuletzt wenigstens einen Schädel präsentierte, von dem er sicher annahm, es sei Schillers. Diese Einschätzung basierte auf der Ähnlichkeit mit der Totenmaske und wurde von mehreren Medizinern bestätigt.

Schwabes Favorit wurde in der Großherzoglichen Bibliothek Weimar in einem Schrein aufbewahrt, dessen Schlüssel Goethe zur Verwahrung anvertraut wurde. Dieser soll das Stück mit zu sich nach Hause genommen und das Gedicht „Bei Betrachtung von Schillers Schädel“ verfasst haben. In den Folgemonaten begann er, Pläne für ein gemeinsames Grabmal für Schiller und sich selbst zu schmieden. In Absprache mit dem Großherzog wurde entschieden, dass dieses in der Weimarer Fürstengruft errichtet werden sollte.

1827 wurde der Schädel zusammen mit einem ebenfalls aus dem Kassengewölbe zusammengesuchten postkranialen Skelett in der Fürstengruft erneut beigesetzt. Der Schlüssel zum Sarg verblieb bis 1830 bei Goethe, der ihn dann an einen Bibliothekssekretär übergab.

Zwischen der Entnahme aus dem Kassengewölbe und der Beisetzung in der Fürstengruft sollen 79 namentlich bekannte Personen den Schädel in Augenschein genommen haben, ohne Zweifel an seiner Echtheit zu äußern.

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